Im Oktober 2021 hat die zur Cimpress-Gruppe gehörende Druckerei Exaprint im französischen Mauguio nahe Montpellier, einer der größten Onlinedrucker des Landes, im Rahmen einer größeren Investition ihre Druckvorstufe komplett erneuert und voll automatisiert.

Das Ziel: so wenig manuelles Plattenhandling wie möglich.

Achtzig bis einhundert Plattenwechsel pro Druckmaschine pro Tag, bei insgesamt fünf Druckmaschinen, das ist schon eine gewaltige logistische Herausforderung für die Mitarbeiter in Plattenproduktion und Drucksaal. Im Zuge der Investition in neue Heidelberg Druckmaschinen zwischen 2020 und 2022, das war den Verantwortlichen von Exaprint klar, konnte das stetig steigende Plattenvolumen nicht mehr mit den herkömmlichen, größtenteils manuellen Hilfsmitteln für den Druck vorbereitet werden. Die Produktivität der Plattenherstellung musste signifikant erhöht werden, weswegen man sich zunächst für drei leistungsstarke Plattenbelichter von Kodak mit Palettenloadern für je 1.500 Platten und Belichtungsköpfen der neuesten Generation entschied. Deren Plattenausstoß – 210 Druckplatten pro Stunde – würde sich definitiv nicht mehr manuell abkanten, sortieren und zu den Druckmaschinen bringen lassen. Zumindest nicht pünktlich und ohne das Risiko der Beschädigung der belichteten Platten.

Also investierte man in ein vollautomatisches Abkantsystem mit Plattensortierung von NELA, einen AOFevolution 1200. Dieser ist in-line an die drei Ctp-Anlagen angebunden und verarbeitet deren Plattenausstoß mühelos. Anschließend werden die druckfertigen Platten schonend im NELA Plattensorter abgelegt. Der Sorter ist so konzipiert, dass jedes Fach einer Druckmaschine zugewiesen ist und über einen Plattenwagen verfügt, mit welchem die Platten schnell und einfach zu „ihrer“ Druckmaschine transportiert werden können. Vor der Abkantung wird jede Platte anhand ihres Datamatrix-Codes identifiziert, wodurch das NELA-System genau weiß, für welche Druckmaschine bzw. für welches Sorterfach die jeweilige Platte bestimmt ist. Im Plattenwagen werden die Platten nach Druckjobs zusammen gefasst und sogar in der für das Einhängen benötigten Reihenfolge abgelegt.

Der Plattensorter ist übrigens so flexibel, dass die Bediener für unterschiedliche Produktionssituationen (Druckmaschinenbelegung etc.) eigene Sortierprogramme anlegen und auswählen können. Ein Bildschirm direkt über dem Plattensorter gibt dem Bediener jederzeit Auskunft über den Status der Plattenbelichtung, d.h. welche Druckjobs schon komplett sind, in welchem Wagen sie liegen, oder wo noch Platten fehlen.

Nie mehr manuelles Plattenhandling

Durch die automatische Sortierung und den einfachen Transport der Platten lassen sich nun die häufigen Plattenwechsel für die vielen Kurzläufer schnell und ohne Zeitverlust bewerkstelligen. Das Bedienpersonal kann sicher sein, dass immer alle Platten für den nächsten Auftrag vollständig und rechtzeitig bereit stehen. Und noch einen positiven Effekt hat die Automatisierung: Die Qualität der Druckprodukte konnte gesteigert werden, da es nun keine Beschädigung, z.B. Kratzer, mehr an den belichteten Platten durch manuelles Sortieren und Herumtragen gibt.

Und was das Drucken selbst betrifft, so hat die Bereitstellung der bereits gebogenen Druckplatten in umgekehrter chronologischer Reihenfolge nicht nur die Produktivität verbessert, sondern auch die Ergonomie und die Arbeitsbedingungen für das Bedienpersonal, das jetzt lediglich noch die Druckplatten aus dem Wagen entnehmen und im entsprechenden Farbwerk einhängen muss.

Und wenn sich die Kriterien für die Plattensortierung ändern? In diesem Fall kann das Bedienpersonal jederzeit ganz einfach neue Sortierprofile anlegen, und bei Bedarf kann NELA remote eingreifen. „NELA ist zuverlässig und reagiert sehr schnell, auch wenn wir einmal technische Unterstützung brauchen,“ bestätigt Ludovic Fiesse, Exaprint‘s Druckvorstufenleiter.

Übrigens ist die NELA-Anlage auch für die Anbindung an Heidelberg’s Plate-to-Unit System vorbereitet. „Das NELA System lässt sich problemlos mit Plate-to-Unit integrieren, damit sind wir für künftige weitere Automationsschritte gerüstet,“ ist Cédric d’Haussy, Directeur exécutif délégué von Exaprint, überzeugt.

Begeistert spricht er von seiner neuen Druckvorstufe: „Wir haben noch nie so effizient gearbeitet wie seit der Installation der NELA-Anlage. Die Kapazität unserer Plattenproduktion hat sich vervielfacht, und wir haben keine Wartezeiten mehr an den Druckmaschinen wegen fehlender oder beschädigter Druckplatten. Ich nenne es prépresse d’excellence!“

Fragen an Cédric d'Haussy:

Wie ist Ihre Auftragsstruktur, und wie viele Druckplatten verarbeiten Sie pro Monat?

Für die fast 2.800 Aufträge täglich hier in Mauguio drucken eine große Vielfalt an Produkten, z.B. Visitenkarten, Poster, Geschäftsberichte, Flyer und Broschüren. Vor der Automatisierung unserer Druckvorstufe haben wir ca. 28.000 Platten im Monat verarbeitet, heute sind es bereits 40.000!

Wie war die Situation in der Plattenherstellung vor Installation der neuen NELA-Anlage?

Zuvor haben die Mitarbeiter unserer Druckvorstufe die Platten manuell sortiert, anschließend wurden sie an den Druckmaschinen mit einem manuellen Gerät abgekantet und auf die entsprechenden Druckeinheiten verteilt. Insgesamt haben wir nahezu jede Druckplatte bis zu 5 Mal in die Hand genommen, bevor wir drucken konnten. Dadurch gab es ein hohes Risiko für Kratzer und andere Beschädigungen, und oft mussten Platten neu belichtet werden.

Was waren Ihre Ziele bei der Investition, und wurden diese Ziele erreicht?

Wir hatten insgesamt 5 Ziele, die wir auch alle erreicht haben:

  1. Die Kapazität der Druckvorstufe signifikant erhöhen, ohne unser Personal noch mehr zu belasten.
  2. Minimierung der  Anzahl der manuellen Arbeitsschritte: hier haben wir von 5 Touchpoints auf einen einzigen reduziert. Dadurch gibt es auch keine verkratzten Druckplatten mehr.
  3. Verbesserung der Arbeitsbedingungen unserer Mitarbeiter in der Druckvorstufe und an den Druckmaschinen.
  4. Automatisierung der Workflows und der Abwicklung unserer Druckaufträge.
  5. Vorbereitung für die nächsten möglichen Automationsschritte z.B. mit Plate to Unit von Heidelberger Druckmaschinen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Druckindustrie, insbesondere des Akzidenzdrucks, in Frankreich? Wie müssen Akzidenzdruckereien künftig aufgestellt sein, um sich am Markt zu behaupten?

Der Schlüssel dazu ist die Effizienz der industriellen Produktion in den Druckereien, und die muss durch die Reduzierung nicht wertschöpfender Arbeitsschritte und damit durch die Automatisierung von Arbeitsabläufen und Workflows erreicht werden. Je weniger die Druckereien Papier, Platten, Druckfarben oder auch Dateien manuell handhaben, berühren oder bewegen müssen, desto rentabler wird das Unternehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Investitionen in die Automatisierung mitunter hoch und lohnen sich erst, wenn die zu verarbeitenden Mengen steigen. Aus diesem Grund und vor dem Hintergrund einer allgemeinen Reduzierung des Druckvolumens werden wir zwangsläufig eine zunehmende Konsolidierung des Marktes erleben.

Warum haben Sie sich für NELA als Partner für Ihr Automatisierungsprojekt entschieden?

Nachdem  wir uns für diese umfangreiche Investition in die Automatisierung unserer Druckvorstufe entschieden hatten, suchten wir sogleich nach Partnern, die uns aus technologischer Sicht in der Lage schienen, eine Lösung gemäß unseren Anforderungen anzubieten, und die außerdem über einen eigenen technischen Service verfügten. KODAK und NELA konnten unsere Erwartungen schnell erfüllen, so dass wir nach einer drei- bis viermonatigen Projektphase  den Zuschlag erteilt haben. Die beiden Partner haben  es perfekt verstanden, die definierten Anforderungen gemeinsam umzusetzen. Wir sind heute sehr zufrieden mit der Anlage und bereits nach drei Monaten Anlauf haben wir alle unsere Ziele erreicht. Das kaufmännische und technische Team von NELA ist bei Fragen, Änderungswünschen, Aktualisierungen oder technischen Problemen stets präsent und reaktionsschnell.